Hausrekonstruktion Rutenberg
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Der Sachsenhof in Greven-Pentrup: Frühmittelalter trifft Moderne
Der Rutenberg
Rutenberge sind von vielen frühmittelalterlichen Siedlungsplätzen des Münsterlandes und des nordwestdeutschen und niederländischen Raumes bekannt. Ein Rutenberg ist ein nach allen Seiten offener Erntespeicher. Der Name weist einerseits auf die Konstruktion aus Holzstämmen (Ruten) und andererseits auf die Funktion noch nicht gedroschene Getreidevorräte und andere Feldfrüchte, aber vor allen Dingen wohl Heu zu bergen hin.
Der Rekonstruktion des Rutenberges auf dem Sachsenhof liegt der Ausgrabungsbefund von Telgte-Wöste zugrunde. Der Rutenberg besteht aus einer polygonalen Anordnung von sechs kräftigen Pfosten. Diese weisen eine senkrechte Reihe von Durchbohrungen auf, in die tragfähige Holzbolzen geschoben werden können, auf denen das kegelförmige Dach ruht. Durch Umstecken der Bolzen in höhere oder niedrigere Löcher kann das Dach hinauf oder hinab befördert werden, so dass es immer direkt auf dem Erntegut aufliegt. Die Ernte ist so optimal vor Wind und Wetter geschützt. Da das Bewegen des Daches in sächsischer Zeit mit Muskelkraft erfolgen musste, ist anzunehmen, dass es nicht wie die Stützpfosten aus Eichenholz, sondern aus leichteren Holzarten, wie bei dem Beispiel auf dem Sachsenhof aus Kiefernholz konstruiert war.
Auf dem Mittelpfosten liegt der Bodenrost aus parallel ausgerichteten, dünnen Holzstämmen auf. Auf diese Weise war das Erntegut einerseits vor Bodenfeuchtigkeit geschützt und wurde andererseits gut durchlüftet Rutenberge sind auch nach sächsischer Zeit noch lange in Gebrauch gewesen, in manchen Gebieten wie dem Westmünsterland und den Niederlanden existiert dieser Gebäudetyp sogar bis heute.
Aus: Nicole Ellermann, Georg Eggenstein, 2001: Der Sachsenhof in Greven
Bild: Bernhard Reepen, Zeichnung: Liesel Drexler nach einer Abbildung in dem mittelalterlichen Rechtswerk „Sachsenspiegel“